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Besuch aus Marokko

Auf gemeinsamer pädagogischer Wellenlänge

Schon gewusst, dass es im Hohen Altas-Gebirge von Marokko im glücklichen Tal „Ait Bouguemez“ eine Schule gibt, die mit offenen Lernmethoden, Inklusion und unter Einbezug von kulturellen Gegebenheit mit Permakultur arbeitet?

Am Di, 17.10.2023 durften wir an der FMS Altach die Schulgründerin des Campus Vivante – Stefanie Tapal-Mouzoun (auch „Itto“ genannt) - herzlich bei uns an der Schule begrüßen. Sie selbst ist in Süddeutschland geboren und aufgewachsen, studierte Innenarchitektur und lernte im Rahmen eines Praktikums in Marokko ihren Mann Haddou Mouzoun kennen. Haddou ist Berber, im Ait Bouguemez-Tal aufgewachsen und hat dort die Bergführerschule besucht. Gemeinsam mit ihren fünf Kindern leben sie seit 2005 im Herzen des Ait Bouguemez-Tales, beteiligen sich aktiv am Stammesleben sowie an Entwicklungsprojekten im Tal und setzen sich so für eine nachhaltige Lebensweise sowie für die sozialen Belange der Berber ein.

Die karge Realität der örtlichen Schulen ließ im Gründer-Ehepaar Stefanie-Itto und Haddou schon früh den Wunsch nach einer Verbesserung der Bildungsmöglichkeit im Tal aufkommen. Durch fehlende pädagogische Ausbildung der staatlichen Lehrpersonen und minimaler Infrastruktur bietet die öffentliche Schule oft nur sehr geringe Schulqualität. Körperlich beeinträchtigte Kinder haben in diesem Schulsystem keinen Platz und werden meist nicht oder nur unzureichend beschult. Der marokkanische Lehrplan ist stark an die Bedürfnisse der Schulkinder aus der Stadt angepasst. In ländlichen Gegenden, wie im Ait Bouguemez, gestaltet sich aber ihr Lebensraum komplett anders. So wird hier beispielsweise ein traditioneller Berberdialekt gesprochen – in der Schule hingegen wird ab dem ersten Schultag der gesamte Unterricht in Arabisch, der Haupt-Landessprache, abgehalten.

Kinder auf dem Land haben aus ihrem familiären und gesellschaftlichen Alltag heraus keinen Zugang zu Schrift, die Familien leben hier in sehr einfachen und ursprünglichen Verhältnissen ohne Bücher, Papier, Schreibmaterial oder sonstige Arbeitsutensilien. Viele Eltern, vor allem Mütter, sind Analphabeten und haben selbst keine oder nur eine kurze Zeit eine Schule besucht. Chancengleichheit und gute Lernbedingungen sind der Inbegriff einer wertvollen, kindgerechten und nachhaltigen Ausbildung. Fehlt diese Bildung und damit die Möglichkeit, sich zu selbstsicheren, kompetenten und engagierten Menschen zu entwickeln, eröffnen sich auch keine Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben und Arbeiten im Heimatland. Die Folgen sind Arbeitslosigkeit, Abwanderung, Frustration. Hieraus entwickelte sich die Hauptmotivation des Gründer-Ehepaars, diese Situation zu verbessern.

Durch eine glückliche Fügung im Jahr 2007 führten Itto und Haddou als Reiseleiter die private Schweizer Schule „Scuola Vivante Buchs“ anlässlich einer Marrokko-Bildungsreise durch das Land. Dabei entwickelte sich eine große gegenseitige Sympathie und ein freundschaftlicher Kontakt. Daraus entstand die Idee einer alternativen Bildungsmöglichkeit für die Kinder und Jugendlichen im Ait Bouguemez. Drei Jahre später – im Jahr 2010 – wurde mit der Eröffnung der École vivante der Grundstein für den Bildungscampus Campus Vivante gelegt. Zwischenzeitlich beherbergt dieser eine Vorschulgruppe, eine Volks- und Mittelschule und eine Akademie für Erwachsenenbildung, wo Analphabetisierungskurse sowie Module zu Themen des Nachhaltigen Tourismus angeboten werden.
In Kooperation mit dem Verein weltweitwandern wirkt! wird die Qualität der Bildungsangebote sowie der nachhaltige Tourismus in der Region stetig ausgebaut und verbessert.

Bei ihrem Besuch an unserer Schule bekam Itto eine Führung von Heidi sowie einen kleinen Einblick in das Leben und Lernen bei uns an der Schule. In Religion beschäftigten sich die Unterstufen-Kinder mit dem Land Marokko, erfuhren mehr über Itto und den Campus Vivante und lernten im Rahmen der interreligiösen Haltung den Friedensgruß „Salam aleikum“ kennen. Besonders groß war die Freude in der Delfinklasse, die Itto im Rahmen ihrer Schulführung in ihrer Klasse mit diesem neu gelernten Gruß persönlich begrüßen und ihr auch Fragen zu ihrer Schule sowie zu ihrem Glauben stellen durften.

Die Zeit war viel zu kurz, doch eines war schnell klar: Die Wellenlänge stimmte, die gegenseitige Wertschätzung und Achtsamkeit war deutlich spürbar und der Wunsch nach mehr Austausch ebenso!
Wir dürfen gespannt sein, was sich aus dieser Begegnung noch weiter entwickeln wird und freuen uns schon auf ein Wiedersehen!

An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an Familie Mang, die durch ihren Besuch der Schule in Marokko die Einladung zu einem Schulbesuch bei uns ausgesprochen und sich auch um die Unterkunft von Itto gekümmert hat.

 

 

Nähere Infos:

www.campusvivante.com

www.weltweitwandernwirkt.org